Ep. 65: Wo BULLET TRAIN sich irrt
Shownotes
David Leitch hat nach „John Wick“ eher Schlimmes angereichtet – man denke nur an „Atomic Blonde“. Da ist es nun fast schon eine Überraschung, dass „Bullet Train“ als Actionfilm packend inszeniert und dynamisch erzählt ist. Man kann zufrieden sein, wenngleich ein wunderbares Schauspieler-Ensemble (u.a. Brad Pitt, Joey King, Michael Shannon, Brian Tyree Henry, Aaron Taylor-Johnson) den Film über seine Schwächen hinwegträgt. Auch kann Leitch gut mit der Beschränkung des Raumes umgehen. Allerdings nimmt der Film philosophisch eine völlig falsche Weichenstellung vor und gerät deshalb bald aus dem Gleis: Ausgegangen wird hier von einem deterministischen Weltbild, wonach alles so verläuft, wie es eben verlaufen muss. Die Willensfreiheit wird negiert. Von Schicksal sprechen gleich mehrere Figuren unaufhörlich. Und auch die Rückblenden dienen vor allem dem Eindruck, dass eigentlich alles irgendwie vorherbestimmt ist. Dem widerspricht aber das Denken und Handeln der Figuren. Hinzu kommt ein grundsätzliches Problem: Wenn man dem Determinismus zustimmt, wird das Actiongenre völlig uninteressant. Deshalb lässt uns der Film unbefriedigt zurück. „Bullet Train“ sitzt einem philosophischen Irrtum auf. Mehr dazu von Wolfgang M. Schmitt in der Filmanalyse!
Literatur: Karl Jaspers: „Über Gefahren und Chancen der Freiheit“, in: Ders.: Das Wagnis der Freiheit. Gesammelte Aufsätze zur Philosophie. Piper. Gert Keil: Willensfreiheit und Determinismus. Reclam.
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